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Kreativsoftware Affinity ab sofort komplett kostenlos – kommt Adobes Creative Cloud ins Wanken ?

Mit dem heutigen Launch hat Affinity eine radikale Neuausrichtung gewagt: Die ehemals kostenpflichtigen Anwendungen für Bildbearbeitung, Vektordesign und Layout wurden in einer einzigen App vereint und stehen nun kostenfrei für alle Nutzer zur Verfügung - so der offizielle Newsroom Beitrag von Canva.

Das weckt natürlich eine große Frage: Ist das ein ernstzunehmender Angriff auf Adobe und die Creative Cloud? In diesem Beitrag werfe ich einen Blick auf die Neuerungen, Potenziale und Grenzen – und vergleiche das neue Affinity-Angebot direkt mit Adobes etabliertem Ökosystem.


Was ist neu bei Affinity?

Im Kern hat sich Affinity von einem Bündel separater Tools hin zu einer echten All-in-One-Plattform entwickelt:


1. Einheitliche App statt drei Programme

Affinity Photo, Designer und Publisher verschwinden als einzelne Apps — all ihre Funktionen wurden in eine einzige Reapp implementiert.

Das bedeutet: Bildbearbeitung, Vektorgrafik und Layout sind jetzt direkt in ein und derselben Umgebung nutzbar, ohne zwischen Programmen zu wechseln.


2. Voll funktionsfähig und kostenlos

Affinity spricht davon, „komplett funktionsfähige professionelle Designsoftware, kostenfrei für alle“.

Das heißt: Die gewohnten Funktionen — Ebenen, Filters, Typografie, Layout-Tools etc. — sollen auch ohne Abo nutzbar sein.


3. Leistungsstarke Engine & Echtzeit-Bearbeitung

Affinity verspricht, dass alle Anpassungen in Echtzeit erfolgen — etwa Pfade, Formen oder Ebenentransformationen.

Große Dateien, viele Ebenen, Zoom bis in hohe Detailstufen – all das soll flüssig laufen.


4. Personalisierung & Studios

Der neue Affinity-Client erlaubt, Arbeitsbereiche (sogenannte „Studios“) individuell anzupassen:

Panels verschieben, unnötige Elemente ausblenden, spezielle Setups speichern.

Das erleichtert das Arbeiten für unterschiedliche Projektarten oder im Teamvortrag.


5. Kompatibilität mit verbreiteten Formaten

Affinity importiert und exportiert gängige Dateiformate wie PSD, AI, PDF, SVG, TIFF, IDML u. a.

Das erleichtert den Austausch mit bestehenden Projekten oder mit Nutzern anderer Tools.


6. Integration mit Canva & KI-Funktionen als Premium-Feature

Neben dem kostenlosen Basisumfang plant Affinity eine enge Integration mit der Canva-Plattform. Projekte lassen sich zwischen Affinity und Canva exportieren bzw. verbinden.

Die KI-gestützten Tools (z. B. Hintergrundentfernung, Generative Fill, „Expand & Edit“) sind jedoch nur mit einem Canva-Pro-Abo nutzbar.

Affinity betont, dass Nutzerdaten nicht zur Trainierung der KI-Modelle verwendet werden.


Wo Adobe Creative Cloud aktuell noch die Nase vorn hat


Trotz des Auftritts von Affinity bleibt Adobe mit seiner Creative Cloud kaum zu unterschätzen – insbesondere dank seiner KI-Funktionen, Ökosystemtiefe und etablierten Tools. Hier einige Aspekte:


KI-Features und Automatisierungen

Adobe hat bereits stark in KI (z. B. Adobe Firefly, generative Effekte, automatisierte Inhalte) investiert. In vielen Fällen sind die KI-Funktionen tiefer in das System integriert als bei Tools, die diese nachrüsten müssen.

Das bedeutet: Automatisierte Inhalte, Vorschläge, Effekte, intelligente Maskenauswahl u. ä. stehen oft intensiver zur Verfügung.


Umfangreiches Ökosystem

Die Creative Cloud umfasst nicht nur Photoshop, Illustrator und InDesign, sondern auch After Effects, Premiere Pro, XD, Lightroom, Substance, 3D-Tools und vieles mehr. Für viele Anwender ist dieser Tool-Stack entscheidend – Affinity kann daran aktuell nicht vollständig anschließen.


Integration & Workflow

Adobe bietet starke Integrationen innerhalb des eigenen Systems: Assets, Bibliotheken, Cloud-Speicherung, gemeinsame Bibliotheken, Collaboration-Funktionen, Plugins & eine große Entwicklergemeinschaft.

Das erleichtert nahtlose Übergänge zwischen Projekten, Teams und Anwendungen innerhalb der Adobe-Suite.


Reife & Qualität der Features

Viele Funktionen in Adobes Tools werden über Jahre verfeinert und verfügen über Trainingsmaterial, Plugins, Skripting, Erweiterungen und erfahrene Nutzergemeinschaft. Affinity darf und wird wohl noch Zeit brauchen, um auf dieses Niveau zu kommen.


Stabilität, Support und Updates

Adobe kann auf eine lange Historie zurückblicken – mit Support, Kompatibilität, Dokumentation und regelmäßigen Updates. Auch wenn Affinity diese Aspekte mitverspricht, liegt der Rückstand hier im Detail.


Fazit & Ausblick

Die neue Affinity-Version ist ein mutiger Schachzug — und ohne Zweifel ein spannendes Signal an die Kreativbranche. Indem man professionelle Werkzeuge kostenlos und mit hoher Leistungsfähigkeit bietet, adressiert man eine bestehende Nachfrage nach mehr Freiheit und geringeren Kosten.

Doch während Affinity mit seinem neuen Modell eine echte Konkurrenz darstellt, bleibt Adobe mit seiner integrierten Plattform, der Tiefe der Funktionen und den KI-Features ein dominanter Marktteilnehmer.

Für viele Designer könnte Affinity künftig als „Basis-Werkzeug“ taugen – und Adobe für Spezialfälle, KI-getriebene Features oder tiefere Integration genutzt werden. Ob der neue Affinity-Ansatz allerdings genug Substanz besitzt, um die Creative Cloud ernsthaft zu destabilisieren, wird die Praxis zeigen — insbesondere, wie gut AI-Funktionen, Performance und Updates sich im Alltag bewähren